Jeder, der von dem gestrigen Attentat gehört hat, empfand nach dem ersten Schock tiefes Mitleid mit den Opfern, den Verletzten, ihren Angehörigen und Freunden.
Jeder, der nicht ideologisch den Hintermännern und Hintermächten des Anschlags nahe steht. Auch die Mitglieder der AfD in Nordrhein-Westfalen trauern mit den Betroffenen, ebenso wie sie mit den Opfern von Paris, Nizza und den mittlerweile zahllosen anderen Orten tiefstes Mitgefühl empfanden. Wir halten das für selbstverständlich, für so selbstverständlich, dass wir uns im Vergleich mit den Beileids-Bekundungen unserer Regierungspolitiker in Bund und Land sehr zurückhaltend geäußert haben. Unsere Zurückhaltung hat aber auch weitere Gründe: Wir wollen nicht in eine Trauer-Rhetorik einstimmen, die den Berliner Anschlag auch nur ansatzweise als unvermeidliches Ereignis, als hinzunehmenden Kollateralschaden oder gar als entsetzlich überzogene, aber auch nachvollziehbare Folge von Diskriminerungsgefühlen relativiert. Wir glauben unseren Regierungspolitikern die Echtheit ihrer Empfindungen. Aber wir empfinden neben Trauer auch Wut, nämlich Wut auf die Verantwortlichen in Bund und Ländern, die sich trotz aller Warnungen aus dem In- und Ausland vor Attentaten weigern, die Konsequenzen zu ziehen. Die da heißen: Die Landesgrenzen zu kontrollieren, sicherzustellen, dass wir wissen, wer bei uns Asyl oder ein besseres Leben sucht. Kurz: Einfach mal ihrem Amtseid zu folgen – „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“ Hätten unsere Politiker ihre Pflicht getan, dann müssten sie und wir jetzt vielleicht nicht trauern. Und Gefühle in allen Ehren – sie sind nicht das, aus denen und für die wir unsere Politiker wählen. Wir erwarten, dass die dem Gemeinwohl Verpflichteten nun ihren Emotionen Taten folgen lassen, sich ihres Verstandes bedienen und uns als mündige Bürger ernst nehmen. Dass sie auf unsere Kritik und Forderungen nicht immer nur emotional und moralisierend reagieren oder sie als „postfaktische gefühlte Unsicherheit“ lächerlich machen. Wer das das als gefühllos brandmarkt, will Gefühle schüren, um von der eigenen Verantwortung abzulenken.


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