Düsseldorf, 15.11.2016. Eines der wichtigsten Verkehrs- und Infrastrukturthemen in NRW ist zwei­felsfrei die Rheinbrücke auf der A1 in Leverkusen

[1]. Hier stehen derzeit folgende Lösungen in der Diskussion:

  • Brücke (Richtung Westen auf Stelzen) oder Tunnel
  • zusätzliche Brücken im Großraum Köln/Leverkusen.

Eine kurze Geschichte der Rheinbrücke Leverkusen Autobahn A1:

Die Brücke wurde am 5. Juli 1965 eröffnet, ist 1061 m lang und war für 40.000 Kfz pro Tag konzi­piert, eine Fehleinschätzung der Politik. Der Verkehr auf dieser Rheinbrücke nahm in kurzer Zeit, durch Ausbau des Kölner Autobahnrings, auf rund 120.000 Fahrzeuge täglich zu, darunter 14.000 Lkw. In den folgenden Jahrzehnten wurden die zulässigen Achslasten von auf 10 t bzw. 11,5 t für an­getriebene Einzelachsen erhöht. Ferner nahm die Anzahl von Schwertransporten, welche Sonderge­nehmigungen benötigen, ebenfalls stark zu. Gegen den Rat aller Brückenexperten wurde die Stand­spur zur Fahrspur umgewandelt, somit erreichte man den Ausbau auf sechs Spuren. Die damit ver­bundene größere Hebelwirkung an der Außenseite der Brücke vergrößerte die Auswirkungen auf die Brücke, gerade auf der rechten Fahrspur, wo die schweren Lkw fuhren. Auf Grund von Rissen in der Stahlkonstruktion ist die Brücke seit dem 30. November 2012 für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen gesperrt. Kurzzeitig wurde 2013 die Tonnagebeschränkung wieder aufgehoben, da eine Zwischensanierung angeblich erfolgreich verlaufen war. 2014 wurde die Tonnagebeschränkung wieder eingeführt, da nun festgestellt wurde, dass die Zwischensanierung keinen Erfolg hatte und sich die Schäden vergrößert hatten. Nun erst wurde festgestellt, dass die Brücke ist nicht mehr zu retten ist. Ein Neubau soll ab 2020 bis 2025 erfolgen, geschätzte Kosten 500 Millionen Euro. Im Oktober 2016 wurde für Fahrzeuge über 3,5 t und 2,3 m eine Sperreinrich­tung (Schranken) vor der Brücke eingerichtet .

Rund um Leverkusen ist die Diskussion „Tunnels statt Stelzen“ in vollem Gange.

Es geht um den Bau eines Tunnels oder einer Stelzenautobahnbrücke, wobei die Stelzenlösung von der Leverkusener Bevölkerung sehr kritisch gesehen wird. Die Stelzenautobahn begänne schon ei­nige Kilometer vor der eigentlichen Rheinbrücke. Die überwiegende Teil der Bürger von Leverkusen – und auch fast alle im Stadtrat von Leverkusen vertretenen Parteien – sind für einen Tunnelbau; die Leverkusener selber lehnen einen Neubau der Rheinbrücke ab. Die Mehrkosten für einen Tunnelbau belaufen sich auf circa 200 Millionen Euro.

Das ist ein Klacks, wenn man bedenkt, dass allein der Stillstand der Berliner Flughafen-Baustelle monatlich 35 Millionen kostet. Mit dem Tunnelbau hätte auch schon längst angefangen werden können.

Die neue Brücke ist in der Bundesverkehrswegeplanung als vordringlicher Sonderbedarf eingestuft und wird sämtliche planerischen, bürokratischen und praktischen Hürden schneller durchlaufen als alle anderen Planungen. Sie ist anscheinend sogar bundesweit das derzeit vordringlichste Baupro­jekt beim gesamten Autobahn- und Autobahn-Brücken-Bau.

Bei der Diskussion Tunnel statt Stelzen ist zu berücksichtigen, dass ein Tunnel bei dem hohen Anteil LKW, besonders mit Gefahrgütern der Chemischen Industrie, bei einem Unfall kritischer zu bewerten ist als eine Brücke. Auf das Jahr gerechnet reden wir über ca. 40 Millionen Fahrzeugbewegungen!

Zu „verdanken“ haben wir das Problem „Franz-Josef-Antwerpes-Gedächtnisring“ (Kölner Autobahn­ring) dem ehemaligen Kölner Regierungspräsidenten (1978-1999, SPD), der sich in diesen gesam­ten 21 Jahren geweigert hat, den Kölner Autobahnring auszubauen und die Probleme dort mit Ge­schwindigkeitsbegrenzungen lösen wollte.

Auch der jetzt im Gang befindliche Ausbau (speziell A3, auch A1) wird die Probleme nicht lösen. Ak­tuell ist Köln durch die Sperrungen und Baumaßnahmen aus mehreren Richtungen so gut wie nicht erreichbar. Seit über einem Jahr ist z.B. auch die Zufahrt von der A3/A4 (B55a) zur Zoobrücke ge­sperrt bzw. (wenn doch) dann nur einspurig befahrbar, so dass auch die Zoobrücke nahezu komplett ausfällt.

Alternativen sind machbar!

Sinnvoll erscheint aus Sicht der AfD eine zusätzliche Brücke, nördlich als Verbindung von A59 zur A57. Vom Satellitenbild her empfiehlt sich hier die westliche Verlängerung der A542. Problematisch ist dabei, dass das rechte Rheinufer in der Verlängerung der A542 nahezu komplett bebaut ist, und sich auf der linken Rheinseite mit der Rheinaue Worringen-Langel ein Naturschutzgebiet befindet. Eine längere, das Naturschutzgebiet überspannende Brücke, wäre die beste Lösung.

Insgesamt muss man den Großraum Duisburg, Düsseldorf, Ruhrgebiet und Köln als Ganzes be­trachten: Hier leben viele Millionen Menschen, so dass sich unsere Lage durchaus mit Ballungsräu­men wie Los Angeles oder Asiatischen Metropolen vergleichen lässt. In China wurden beispielswei­se von 2002 bis 2012 insgesamt 44 Tausend km Autobahnen und 2 Millionen km Landstraßen ge­baut. Auch wenn Deutschland nicht China ist oder werden will, lohnt sich ein Blick auf internationale Lösungsansätze

Äußerst zielführend ist die südlichste Brücke in Köln-Godorf. Sie steht als vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan – was immer „vordringlicher Bedarf“ zeitlich meint. Dringlich ist sie auf alle Fälle, da sie fertig werden muss, bevor die zweite Autobahnbrücke (A4) saniert oder gar neu gebaut werden muss.

Wo wir schon bei China waren: Die Planungen neuer oder Änderungen vorhandener Autobahnkreu­ze ist ein wichtiges Thema in der AfD. Wir halten die bisherigen Bauweisen als Kleeblatt, die aus den Sechzigern stammt, für überholt. Durch das Durchfahren der kleinen Schleifen, faktisch im 270° Winkel, muss man stark abbremsen und danach wieder beschleunigen. Dies führt bei der heutigen Anzahl von Kraftfahrzeugen unweigerlich zu Verzögerungen und damit zu den allseits bekannten Staus.

kleeblattKleeblatt turbineTurbine turbine-im-originalTurbine im Original

 

Die Alternative für Deutschland spricht sich für die Umplanung der Autobahnkreuze zu Turbinen aus. Diese müssen dann, wo der Platz es zulässt, auch durchaus größer im Durchmesser sein. Alternativ kann man bei heutigen Kreuzen auch sogenannte Malteserkreuze nutzen. Die Kurvenradien müssen so ausgelegt sein, dass man sie mit 120 km/h und in Ballungsgebieten auch zweispurig durchfahren kann. Erfahrungen in Übersee belegen die Vorteile von Autobahnkreuzen, in denen (auch in Fahrtrichtung „nach links“) im 90-Grad-Winkel abgebogen wird („Turbine“, „Malteserkreuz“), und nicht (wie bei den deutschen „Kleeblättern“) im 270-Grad-Winkel. Das hat (so wie es in Übersee meistens gebaut wird) zusätzlich den Vorteil, dass der sogenannte „Weaving traffic“ – der verflech­tende Verkehr – meistens vermieden wird. 270-Grad-Abbiegungen und „Weaving traffic“ sind zum einen Unfall-Schwerpunkte, zum anderen sind sie (vor allem Letztere) die Ursache für Staus und Verzögerungen.

Mit der AfD geht’s rund und das zügig und ohne Stau!

Bei der gesamten Planung sollte die Eisenbahn berücksichtigt werden. Wenn schon neue Brücken gebaut werden, muss zwingend die Möglichkeit geprüft werden, ob man diese in „Zwei-Stock-Bau­weise“ – oben Autobahn und unten Eisenbahn – umsetzen kann.

Das wird von Strassen-NRW aber konsequent abgelehnt. Hier müssen wir, wenn wir das weiter ver­folgen wollen, ein Umdenken in der Politik anstreben. Kernargument von Strassen-NRW ist, dass es in der Vergangenheit bei solchen Bauwerken Streitigkeiten um die Zuständigkeiten, u.a. um die Ver­antwortung und Kosten-Aufteilung bei Wartung und Instandhaltung, gegeben hat, und man deshalb solche „Kombi-Brücken“ konsequent ablehnt. Die Alternative für Deutschland ist dennoch der Mei­nung: Eine „Kombi-Brücke“ ist besser und billiger als zwei Brücken verschiedener Verkehrssysteme nebeneinander.

 

Zusammengefasst macht die AfD NRW folgenden Vorschlag:

  • Bau der nördlichen Rheinbrücke, bei Bedarf in 2-Stockbauseise Auto/Bahn, als Verbindung von A59 zur A57 als erstes und damit wichtiges Bauwerk.
  • Volksentscheid über „Tunnel statt Stelze“ für den Bereich der heutigen A1 Brücke in Leverku­sen
  • Bau der südlichen Rheinbrücke, bei Bedarf in Zwei-Stock-Bauweise Auto/Bahn, vom Hafen Godorf in Richtung A59. Diese Trasse müsse von der A555 über die heutige Trasse der Kerkrader Straße und über den Hafen in Richtung A59 laufen In Höhe des Langeler Auwalds (rechtsrheinisch) könnte man über Stelzen bauen, um die Naturlandschaft nicht zu viel zu stören.

Der Bau der nördlichen und südlichen Brücke müssen zeitnah relativ parallel laufen, es bleibt dann genügend Zeit für den Volksentscheid und die sich ergebene Variante bei dem heutigen Standort der abgängigen Brücke.

Ein großer Dank geht an meine AfD Kollegen im Landesfachausschuss Winfried Kranz und Fried­bert Raulf für die umfangreiche Recherche und aktive Mitarbeit.

 

Was meinen Sie? Gibt es Alternativen zur „Rheinbrücken-Misere“ und wenn ja, welche? Mailen Sie Ihren Kommentar zum Beitrag Johannes Brinkrolfs an presse@afd.nrw zur Veröffentlichung auf dieser Seite!


[1] Bei Straßen-NRW kann man die Daten einsehen und bei Bedarf die CD bekommen:
https://www.strassen.nrw.de/projekte/autobahnausbau-bei-leverkusen.html


johannes-brinkrolfJohannes Brinkrolf

Der 51jährige Wirtschaftsinformatiker hatte sich in den über zehn Jahren seiner CDU-Mitglied-schaft u.a. als Stadtratsmitglied Rheda-Wiedenbrück intensiv mit Fragen der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung beschäftigt. Seit Juni 2013 ist Brinkrolf Mitglied der Alternative für Deutschland und u.a. als Kreissprecher und Mitglied der AfD Gruppe im Kreistag Gütersloh sowie Sprecher des Landesfachausschusses Bauen, Wohnen, Verkehr der AfD NRW aktiv.

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