Düsseldorf, 31.10.16. Die gute Nachricht: Immer mehr nordrhein-westfälische Schüler machen Abitur mit immer besseren Noten. Wenn das so weiter geht, haben wir in einigen Jahren das rotgrüne Ziel absoluter Gleichheit mit hundert Prozent Einser-Abiturienten erreicht! Die schlechte Nachricht: Diese Zeugnisse sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Profes­soren und Personalleiter sehen sich mit immer mehr Schulabgängern konfrontiert, denen grundlegende Rechtschreib- und Rechenkenntnisse fehlen. Für Helmut Seifen, schul­politischen Sprecher der AfD NRW, die logische Folge einer ideologiegetriebenen Bildungs­politik

Nun fallen den Altparteien in NRW die von Ihnen in den letzten zehn Jahren durchgesetzten unsinni­gen Veränderungen in der Schullandschaft wie z.B. G8 und Inklusion endlich auf die Füße. Fachleu­te aus Schule und Wissenschaft hatten es längst vorhergesagt und immer wieder davor gewarnt, dass diese Maßnahmen und noch viele andere wie auch das neue Lehrerausbildungsgesetz zu ei­nem eklatanten Bildungsabbau führen würden und in ihrer Inhumanität einfach skandalös sind. Jetzt wehren sich die Eltern endlich lautstark, die einfach Sorgen haben, dass ihre Kinder und deren Zukunft auf dem Altar einer verbohrten Bildungsideologie geopfert werden sollen. Die Lehrer und Schulleiter haben längst schon gewarnt vor den unseligen Entwicklungen, welche die Neuerungen der letzten zehn Jahre herbeiführen würden.

Der jetzt in Berlin vorgestellte Länderreport 2015 und Proteste der Elternverbände zeigen, dass die Mahner und Warner Recht hatten mit ihren Einwänden. Aber die Verantwortlichen in CDU, FDP, SPD und Grüne wollen natürlich immer noch nichts davon wissen.

Die Vernachlässigung des Lernens und die bewusste Herabsetzung der Lernleistung beginnen be­reits in der Grundschule. Wenn zu einer sowieso schon sehr heterogenen Schülergruppe, wie sie für die Grundschulen typisch sind, noch Kinder mit Förderbedarf zugewiesen werden, dann ist gelingen­der Unterricht einfach nicht mehr möglich. Dann sitzen die Kinder bei einem dementsprechenden Lärmpegel in Kleingruppen an ihren Gruppentischen und werkeln vor sich hin, ohne dass die Lehre­rin, der Lehrer mit der gesamten Klassengemeinschaft ein Lernergebnis erreichen kann, das auch das verlangte Niveau hat. Und wenn sie dann noch so schreiben dürfen, wie ihnen das nach Gehör richtig scheint (phonetisches Schreiben), dann muss man sich nicht wundern, wenn NRW-Schüler „in Deutsch schwächeln“, wie aus dem Länderreport „IQB-Bildungstrend 2015“ hervorgeht und den 12. und 13. Platz im Ranking der Bundesländer einnehmen. Denn diese Methode des Lesenlernens und Schreibenlernens in den Grundschulen führt zur Verzögerung des Lesenlernens, zur Abnahme von Rechtschreibleistungen im allgemeinen, zur Zunahme von legasthenischen Erscheinungsfor­men und zur übergroßen Benachteiligung von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern und aus den Elternhäusern, in denen wenig Deutsch gesprochen wird. Diese Defizite schleppen die Kinder immer in ihrer Schullaufbahn mit. Und so kommen die Grundschulkinder wesentlich schlechter vor­bereitet an die weiterführenden Schulen. Dieses Defizit erschwert ihren Start dort erheblich, und zwar besonders den Start an den Gymnasien.

 

An den weiterführenden Schulen setzt sich dann dieser Zustand fort. Auch hier bewirken die Inklusi­on und der Zwang, leistungsschwächere Kinder an einer für sie zu anspruchsvollen Schulform unbe­dingt zu halten, den Abbau von Lernleistung für alle Schüler. Denn eine Marschkolonne ist nur so schnell wie ihr langsamstes Mitglied.

Davon betroffen ist auch das Gymnasium, das ja eigentlich dafür vorgesehen ist, die jungen Men­schen für ein Hochschulstudium vorzubereiten. Aber zum einen werden Schulleiter und Lehrer unter Druck gesetzt, auch für das Gymnasium ungeeignete Kinder zu halten, zum anderen müssen auch am Gymnasium Inklusionskinder beschult werden. Dass durch diese Maßnahmen die Heterogenität der Lerngruppen ein Ausmaß angenommen hat, dass effizienter leistungsorientierter Unterricht nach gymnasialen Standards kaum noch stattfinden kann, ist jedem Fachmann klar. Und dann hat man dem Gymnasium noch ein Schuljahr weggenommen. Im Rahmen dieser Kürzung fiel auch ein Jahr Geschichte und ein Jahr Physik in der Mittelstufe weg. Nicht weggefallen sind alle außerunterrichtli­chen Aktivitäten, die ein Gymnasium auch anbieten muss, wenn es der Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen Rechnung tragen muss: Wandertage, Klassen- und Studienfahrten, Fachex­kursionen, Berufsorientierungstage und vieles mehr.

Und nun stehen die Lehrkräfte aller Regelschulen noch vor der Herausforderung, Kinder aus ande­ren Kulturkreisen innerhalb der Regelklassen alphabetisieren zu müssen. Dass die Lehrkräfte den Spagat, begabte und kenntnisreiche Kinder und weniger begabte und weniger kundige Kinder im gleichen Klassenraum gleichzeitig unterrichten zu müssen, einfach nicht mehr leisten können, ist of­fensichtlich, bekümmert aber die Politiker der Altparteien wenig bis gar nicht.

Deshalb müssen Eltern, Schüler und Lehrer erst auf die Barrikaden gehen gegen diese unseligen Veränderungen, um Gehör zu finden. Wir erleben zurzeit einen Bildungsabbau von bisher noch nie dagewesenem Ausmaß, der uns mittelfristig auf das Bildungsniveau der USA abstürzen lässt. Es hatte nämlich seinen guten Grund, dass wir in Deutschland im 19. Jahrhundert ein begabungs­gerechtes Schulsystem mit mehreren Schulformen aufgebaut und weiterentwickelt haben. Dadurch sind in Deutschland alle Begabungsmöglichkeiten ausgeschöpft und genutzt worden. Und deshalb konnte Deutschland auf vielen Gebieten so erfolgreich sein. Nun führen uns die Kartellparteien zu­rück zur Dorfschule des 19. Jahrhunderts und zu deren Bildungsniveau.

Gegen diesen Bildungsabbau müssen wir uns wehren mit allen Möglichkeiten, die uns das demokra­tische System zur Verfügung stellt. Wir müssen uns wieder auf die wertvollen Traditionen des deut­schen Bildungssystems besinnen, um den Wohlstand unseres Landes für die Menschen hier zu sichern.

 

Helmut Seifen

Der 62jährige Vollblutpädagoge und fachpolitische Landessprecher Schule / Bildung der AfD NRW be-gann seine Karriere nach seinem Studium der Geschichte und Germanistik 1979 als Referendar und ist seit 2004 Schulleiter – derzeit am Werner-von-Siemens-Gymnasium in Gronau. Nach seinem über 20jäh-rigen Engagement in der CDU – unter anderem im Rat der Stadt Gronau -, entschied sich Seifen im Mai 2013 für die Alternative für Deutschland, in der er u.a. als stellvertretender Sprecher des Kreisverbandes Borken aktiv ist.

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