Über Berliner Wagenburgmentalitäten, das Rätsel von Gut und Böse und eine Anfrage an Radio Erdogan…

 

In der vergangenen Woche erfuhr die Welt vom Tod eines großen Mannes.

Er überlebte Auschwitz, blieb im kommunistischen Ungarn unangepaßt und erhielt ebenso spät, wie auch verdient den Literaturnobelpreis:

Imre Kertész ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Egal welches linkspopulistische Blatt man nun aufschlug, ob Spiegel, taz oder Frankfurter Rundschau, an wohlmeinenden Nachrufen war kein Mangel – gerade so, als zähle das Werk des Verblichenen zum festen Inventar in den altachtundsechziger Lesezirkeln. Das erstaunt, denn hätten all die willkommenskulturellen Eiferer ihn tatsächlich studiert, wären ihre posthumen Lobgesänge wohl etwas leiser ausgefallen:

http://vera-lengsfeld.de/2016/04/01/zum-tode-von-imre-kertes-europa-wird-untergehen/

Zitat: „Es endet immer auf dieselbe Weise: Die Zivilisation erreicht eine Reifestufe, auf der sie nicht nur unfähig ist, sich zu verteidigen, sondern auf der sie in scheinbar unverständlicher Weise ihren eigenen Feind anbetet.“


Noch ein anderer Ungar hält uns Westeuropäern diesen Spiegel vors Gesicht:

http://www.welt.de/politik/ausland/article153895714/Ungarn-zaehlt-900-No-go-Areas-in-Europa.html

Aber wir Deutschen finden immer einen Weg, auch unhaltbare Zustände noch zu romantisieren: Neukölln, so liest man in der FAZ, sei ein gutes Beispiel, wie das Deutschland der Zukunft funktionieren könnte…

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/problem-bezirk-neukoelln-als-leuchtendes-beispiel-14146481-p2.html

Kindermund tut Wahrheit kund – und so fragt der Kurze seinen betriebsblinden Erzeuger: „Papa, in was für eine Gegend sind wir hier eigentlich gezogen?“ Nun vermag längst nicht jeder Bionademeier sein selbstverschuldetes Minderheitendasein als Kulturleistung zu verbrämen, daß aber plötzlich ausgerechnet bei Linksradikalen die „refugees not welcome“ sind, ist neu:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article153728556/Linke-Wagenburgler-koennen-richtig-spiessig-sein.html

Was wäre denn auch eine Wagenburg ohne die dazugehörige Mentalität?


Nun, selbst die vortrefflichsten Utopien scheiterten immer an einem kleinen Detail. Der Mensch scheint weit weniger altruistisch zu sein, als man für derlei Projekte vorausgesetzt hatte. So findet sich der grundlegende Unterschied zwischen Linken und Konservativen allein in deren Menschenbild. Für die Einen ist der Mensch idealisiert von Natur aus gut, verirrt sich lediglich durch falsche Gesellschaft ins Schlechte.

Für die Konservativen hingegen ist der Mensch a priori ein Egoist, kann aber (und soll auch) moralisch gezähmt werden. Der folgende Artikel versucht den Spagat zwischen diesen Welten, scheitert letztlich daran, ist für Interessierte aber lohnenswert zu lesen:

http://www.rolandtichy.de/gastbeitrag/der-mensch-ist-boese-wie-boese-ist-er/

Wer jetzt noch Puste hat: Hier folgt eine Replik, die versucht, jenes Problem in Ying und Yang aufzulösen – leider gleichfalls nur mit mäßigem Erfolg, denn die entscheidende Frage nach der Deutungshoheit über Gut und Böse wird gar nicht erst gestellt.

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/das-boese-nur-sparring-partner-fuer-das-gute/

Auch passend zum gleichen Thema, hier ein überraschend kritischer Beitrag in der Zeit – unser Artikel der Woche:

http://www.zeit.de/2016/15/fluechtlingspolitik-deutschland-angela-merkel-europa-humanitaet


Im Unterschied zu den gesinnungsethisch begründeten Gesetzesmißachtungen der amtierenden Kanzlerin, war der Verstoß gegen das Grundgesetz durch Helmut Schmidt im Oktober 1977 verantwortungsethisch gerechtfertigt:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article153888091/Anruf-aus-dem-Kanzleramt-Seid-Ihr-verrueckt.html

Auch Martenstein beschäftigte sich in dieser Woche mit einem ähnlichen Dilemma:

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2016/12/ehrlichkeit-politik-oeffentlichkeit-harald-martenstein

Also sprach der Harald: Politiker haben manchmal das Recht die Wahrheit zu verschweigen, Journalisten aber haben immer die Pflicht ohne Kalkül, über ihre Erkenntnisse zu berichten. Ehrlicherweise gibt er jedoch zu, daß dieser Anspruch in seltenen Fällen zu Gewissenskonflikten führen kann.  Medienschelte ist in den geschilderten Ausnahmesituationen nicht angebracht.


Andere „Ausnahmen“ sind unentschuldbar längst zur Regel geworden, wie etwa schlampige Recherche…

https://www.bilanz.de/leben/erfundene-zitate

selektive Wahrnehmung…

http://www.ef-magazin.de/2016/03/29/8673-syrische-retter-der-ideologische-unfall-der-frankfurter-rundschau

und die unbeirrbare Neigung zu tendenziöser Berichterstattung:

http://www.welt.de/vermischtes/article153871958/Brand-Geruechte-Feuerwehr-Was-in-Bautzen-geschah.html


Um solche Journalisten kann uns Sultan der Große nur beneiden. Die muß man nicht einknasten, die spuren ganz von allein regierungskonform – bis auf zwei Ausnahmen. Das ZDF war zum Glück verdammt schnell und hat seinem schwererziehbaren Kasper Böhmermann mal eben gezeigt, wer hier inzwischen der Babo im Hause ist – nämlich Muttis neuer Lover, der Tayyip aus Ankara:

http://www.spiegel.de/kultur/tv/das-zdf-hat-jan-boehmermann-nicht-verstanden-kommentar-a-1085114.html

Satire darf alles! So postulierte es einst Kurt Tucholsky. Womit er nicht gerechnet hat: Was Satire sein darf und was nicht, bestimmt die herrschende Meinung der selbsternannten Sittenwächter. Nicht lustig fand das Gedicht somit auch eine sorgenvolle Feingeistin im Cicero, aber immerhin war sie so empört, daß sie es dann nochmal in voller Länge abgedruckt hat.

http://www.cicero.de/salon/zdf-entfernt-erdogan-satire-nicht-lustig-herr-boehmermann/60719

Dafür gebührt ihr unser Dank, wie auch dem Jan, der allen Medienschaffenden mal wieder gezeigt hat, wie man skandalmäßig als Schwanz (Böhmermann) mit dem Hund (ZDF) wedeln kann. Dabei sah es zunächst so aus, als hätte extra3 den Käse diesmal zum Bahnhof gerollt.

Also: Anfrage an Radio Erdogan: „Kann der NDR wegen Majestätsbeleidigung verklagt werden?“

http://www.achgut.com/artikel/je_suis_erdogan_oder_dr.merkels_gesammeltes_schweigen

Antwort: „Im Prinzip nein. Aber für jede weitere ausgestrahlte Satire werden 100.000 Flüchtlinge nach Deutschland geschickt“.


Nun hat aber auch die schlepperindustrielle Konkurrenz neue Routen im Angebot…

https://jungefreiheit.de/politik/ausland/2016/italien-erwartet-neuen-asylansturm/

was die Österreicher dazu veranlaßt, ihre Grenze jetzt mit militärischer Unterstützung zu sichern:

http://www.welt.de/politik/ausland/article153916454/Oesterreich-startet-massive-Grenzkontrollen-mit-Soldaten.html

Auch im Norden nichts Neues…

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-04/grenzkontrolle-daenemark-deutschland-verlaengerung-monat

und selbst die Balten sehen inzwischen Handlungsbedarf:

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4941853/Baltikum-baut-vorsorglich-Grenzzaeune-gegen-Fluchtlinge

Den merkelschen Offenbarungseid aber leistet stellvertretend Donald Tusk:

http://www.rolandtichy.de/tichys-einblick/die-bankrott-erklaerung/

Köppel schreibt dazu in der Weltwoche:

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2016-13/artikel/islam-die-weltwoche-ausgabe-132016.html

Derweil platzt in Deutschland die Blase der ehedem schöngerechneten Migrationskosten:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article153875341/Laender-rechnen-mit-Verdoppelung-der-Fluechtlingskosten.html


Die EU ist wie die Titanic, urteilt ein britischer Manager:

https://www.bilanz.de/exklusiv/jim-mellon-brexit

Ein ähnliches Motiv findet sich im Cicero:

http://www.cicero.de/berliner-republik/cicero-im-april-weiter-so/60709

Die Wirtschaftswoche wiederum kritisiert das merkelsche Postulat der Alternativlosigkeit…

http://www.wiwo.de/politik/deutschland/deutschland-die-zeit-des-politik-managements-laeuft-ab/13390110.html

während Gauland die Ausgrenzung einer tatsächlich demokratisch gewählten Alternative beklagt:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article153763539/AfD-muss-davon-ausgehen-dass-ihre-Arbeit-nichts-bewegt.html


Den Entwurf eines AfD-Grundsatzprogramms kommentiert die NZZ unter dem schönen Titel „Zurück in die Zukunft“:

http://www.nzz.ch/international/deutschland-und-oesterreich/zurueck-in-die-zukunft-1.18720746

Konrad Adam erklärt den Leitantrag in der Jungen Freiheit als Versuch zur Rückkehr in die Wirklichkeit:

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2016/samstag-stimme-der-skepsis/

Sehr skeptisch hingegen befaßt sich Tomas Spahn mit dem Entwurf:

http://www.rolandtichy.de/meinungen/erster-blick-auf-den-programmentwurf-der-afd/

http://www.rolandtichy.de/meinungen/afd-programmvorlage-abschnitt-1-demokratie-und-grundwerte/

http://www.rolandtichy.de/meinungen/afd-programm-entwurf-juristisch-konservativ/

Einige Kritikpunkte mögen berechtigt sein, andere wirken dann doch etwas konstruiert. Woraus Spahn die konkrete Forderung zur Aufhebung der Trennung äußerer und innerer Sicherheitskräfte schlußfolgert, erschließt sich dem Leser nicht. Zudem ist die Vorlage nun eben ein Entwurf und noch kein beschlossenes Programm. Mit er Vermutung, daß der Stuttgarter Parteitag spannend werden kann, dürfte er allerdings Recht behalten.


Zum zwanghaft positiven Schluß gibt es, wie immer, noch was zu lachen.

Diesmal versandkostenfrei geliefert von Jeff Bezos Amazonen:

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article152842817/Goethe-Ich-dachte-das-kommt-auf-Hochdeutsch.html

Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch:

http://www.welt.de/vermischtes/article153809722/Fluechtlinge-brauchen-einfache-Saetze-Deutsche-auch.html

Nicht lustig? Dann kommt jetzt der Brüller:

http://www.epochtimes.de/wirtschaft/news/flughafenexperte-ber-kann-erst-2019-eroeffnet-werden-a1318922.html

Einen hab ich noch: Aprilscherze, die keine sind…

https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2016/leider-kein-scherz/

OK, ich geb’s für diese Woche auf.


Soweit die mediale Bestandsaufnahme der letzten Woche.

Garantiert parteilich und keinesfalls unabhängig.

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Autor: Andreas Urbanek
Sprecher AfD-Kreisverband Dortmund
stellv. Vorsitzender AfD-Fraktion im Dortmunder Rat