Düsseldorf, 24.02.2016. Für Helmut Seifen, fachpolitischen Landessprecher Schule und Bildung der AfD NRW, konnte es keinen größeren Kontrast zwischen Werbung und Wirklichkeit geben als angesichts der didacta. Während auf der Bildungsmesse vom 16. bis 20. Februar die schöne neue Welt digitalen Lernens propagiert wurde, fehlt es in nordrhein-westfälischen Schulen oft am Nötigsten: Ordentlichen Räu­men, ausreichenden Lehrkräften – und nicht zuletzt an Konzepten, wie neben dem Mammutthema Inklusion nun auch noch tausende neue Schüler ohne Deutsch­kenntnisse integriert werden sollen.

Nun haben sich auf der Bildungsmesse didacta 2016 in der Rheinmetropole in der letzten Woche nicht nur über 100 000 Besucher eingefunden, sondern es hat sich dort auch alles getroffen, was im Bildungsbereich Rang und Namen hatte. Sie konnten sich bei 800 Aus­stellern aus 40 Ländern und zudem noch in zusammen 1000 Sonderveranstaltungen über die neuen Trends im Bildungsbereich informieren. „Bildungsgerechtigkeit“, „individuelle Förderung“, „Digitalisierung des Unterrichts“, „Inklusion“ sowie „Vielfalt und Formen des gemeinsamen Lernens“ waren die Schlagworte, die man ja bereits aus den letzten Jahren kannte. Neu hinzugekommen ist das Thema „Integration von Flüchtlingskinder“ durch Bil­dung.

Doch während an den Ständen der Verlage die Hochglanzbroschüren und die Angebote für digitales Lernen eine neue schöne Lernwelt ausmalten und die Aussagen der politi­schen Entscheidungsträger in den verschiedenen Diskussionen und Reden einen bewun­dernswerten Bildungsoptimismus und Bildungszuversicht verbreiteten, sieht die Wirklich­keit vollkommen anders aus.

Was die Bildungsausgaben angeht, liegt das Land der Dichter und Denker an 74. Stelle weltweit, wie der Vorsitzende des Verbandes Bildungsmedien, Wolf-Rüdiger Feldmann, in seinen Eingangsworten kritisierte. Seit 2006 sind in Nordrhein-Westfalen die Ausgaben pro Schüler nicht erhöht worden. Dies konterkariert alle Versicherungen der politischen Entscheidungsträger, für Bildung alles zu tun. Und wer sich vor Ort umschaut, wird sehen können, welche Auswirkungen dies hat. Nach einer Umfrage des WDR sind 85% der be­fragten Schulen sanierungsbedürftig. Undichte Fenster, von den Wänden bröckelnder Putz, teilweise mit Schimmel durchsetzt, marode Toiletten, überalterte Ausstattungen.

Viel schwerer wiegt aber ein anderes Versäumnis: die einseitige Bevorzugung des ge­meinschaftlichen Lernens und die daraus folgenden Einrichtung von Gesamtschulen und die Umwandlung der Schulen in Ganztagsschulen. Das heißt also, der radikale Umbau des Schulsystems wird mit brachialer Gewalt vorangetrieben, ohne auf die Kosten zu ach­ten, die auf die Kommunen zukommen. Und das Vorantreiben des gemeinsamen Lernens trägt nun vollends zum Abbau von Bildung bei. Denn die Vorstellung, dass das individuelle Lernen einzelner Schüler in leistungsdiffusen Lerngruppen besonders erfolgreich sei, hat sich längst als Illusion erwiesen. Das wird jeder feststellen, der die Ergebnisse von Gesamtschülern mit denen der Gymnasiasten vergleicht, oder der feststellen muss, wie wenig die Grundschüler noch auf die zukünftige Schullaufbahn vorbereitet werden.

Und wer sich einmal anschaut, mit welchen Problemen die Lehrkräfte in Grundschulen und weiterführenden Schulen konfrontiert werden, in denen Inklusion versucht wird, der kann vollends an der Bildungspolitik der Landesregierung verzweifeln. Und nun müssen noch überall eine beachtliche Zahl von jungen Menschen in das Schulsystem integriert werden, die zunächst gar nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Fragt man dann noch Lehrkräfte, mit welchen Disziplinproblemen sie in Schulen bestimmter Stadtviertel zu tun haben, dass das Unterrichten dort mehr einem Überlebenskampf gleicht, der nimmt dann endgültig wahr, dass zwischen den Hochglanzbroschüren und den wohlfeilen Wor­ten auf der didacta und der Bildungswirklichkeit kein Zusammenhang besteht.

Alles wirkt so, als wenn die Bildungsmanager sich ihre eigene Bildungswelt zurechtgezim­mert haben, um ihr Bildungsideal dem staunenden Besucher zu präsentieren. Dem kundi­gen Fachmann von der Basis aber wirken die Angebote, die auf der Bildungsmesse didac­ta zu bestaunen sind, vor dem Hintergrund seiner Kenntnisse von der Bildungswirklichkeit nur wie Potemschke Dörfer.

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