Ein falsch wiedergegebenes Zitat des AfD-NRW-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell sorgte für Aufregung und nährte die immer wieder geäußerten Zweifel an einer objektiven, seriösen Berichterstattung durch die öffentlich-rechtlichen Medien.

Am Rande des AfD-Bundesparteitages in Köln hatte sich Pretzell in einem Interview mit dem Nachrichtensender phoenix folgendermaßen geäußert:

„Wir haben in NRW, anders als hier die Delegierten, klar uns für einen realpolitischen Kurs – sowohl personell wie auch inhaltlich – entschieden.“

Daraus wurde in einer Pressemeldung (zu lesen hier) kurzerhand eine Kampfansage an die Bundespartei gemacht und über die Agenturen an alle Zeitungen verbreitet:

„Wir verfolgen in Nordrhein-Westfalen einen anderen, realpolitischeren Kurs als die Bundespartei – personell wie inhaltlich.“

Während Pretzell im Interview lediglich auf eine bereits vor geraumer Zeit durch die Delegierten getroffene Entscheidung hinsichtlich der politischen Marschrichtung des Landesverbandes hingewiesen hatte, implizierte das „Zitat“ eine Absichtserklärung als Reaktion auf die Abstimmungsergebnisse in Köln – ein fundamentaler Unterschied. Der durch Schlagzeilen wie „AfD in Nordrhein-Westfalen wird künftig anderen Kurs als Bundespartei verfolgen“ noch verschärft wurde. Wenn überhaupt, wäre es allerdings andersherum, siehe Chronologie. Vor allem aber hat Marcus Pretzell lediglich festgestellt, dass in NRW personell wie inhaltlich längst Klarheit herrscht über den Kurs der AfD, während dies im Bund noch aussteht.

phoenix hatte das nach ein paar Stunden auch bemerkt und eine zusätzliche Erklärung herausgegeben, die das von Pretzell Gesagte weitestgehend korrekt wiedergibt. Zu diesem Zeitpunkt war der Text jedoch von ungezählten Blättern bereits verbreitet worden und ein enormer politischer Schaden zum Nachteil des nordrhein-westfälischen Spitzenkandidaten eingetreten.

Wir möchten dennoch darauf hinweisen, dass sich phoenix nach Aufdeckung des Fehlers erkennbar um Schadensbegrenzung bemüht hat und wir auch keinen Anlass sehen, eine absichtliche Falschinformation zu vermuten. Für die Zukunft wünschen wir uns allerdings eine sorgfältigere Verschriftlichung von Interviews auch unter Zeitdruck.

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Hier das Interview in Gänze:

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