Am vergangenen Donnerstag war Marcus Pretzell zu Gast in der Mettmanner Neandertalhalle. Seine Rede – wie gewohnt pointiert und souverän vorgetragen – zur kraftlosen Politik in NRW der letzten Jahre, war den Berichterstattern der Rheinischen Post allerdings keine Zeile wert.

Stattdessen wurde unter der Überschrift 300 Menschen protestieren gegen AfD lang und breit einer Ansammlung hasserfüllter Antidemokraten gehuldigt. Was ja soweit noch in Ordnung gewesen wäre, wenn dabei auch und vor allem die ehrliche Empörung über deren demokratiefeindliches Engagement zum Ausdruck gekommen wäre. Das Gegenteil allerdings war der Fall.

Schon die Überschrift war eine glatte Lüge, denn die Polizei vor Ort sprach von rund 150 (und nicht 300) Demonstranten. Der rasende Reporter Christoph Zacharias machte sich auch nicht die Mühe, einen der vielen AfD-Funktionäre oder vielleicht den anwesenden NRW-Landespressesprecher zu Wort kommen zu lassen, sondern zitierte munter lokale G- und L-Promis, die mit ihren Äußerungen klar erkennen ließen, dass sie Programm und Inhalte der AfD nicht einmal im Ansatz kannten oder gar verstanden. Stattdessen substanzlose Hetze, genüsslich aufbereitet von einer Journaille auf dem direkten Weg von einer ehemaligen Qualitätspresse hin zum lokalen Käseblatt.

„Wir stehen für eine vielfältige demokratische und menschenwürdige Gesellschaft, die es nicht nötig hat, sich von Angstparolen und Ausgrenzung leiten zu lassen.“ – Sagt wer? Ein dem Klingelbeutel offenbar mehr als den Lehren des Christentums zugetaner Kirchenmann. Sprach’s und machte mit antidemokratischen Parolen trillernd weiter Angst vor einer Partei, die er unbedingt ausgrenzen will. Bedroht sie doch seine Pfründe, geistig wie materiell.

Die Rheinische Post indes lässt solches unkommentiert. Endet mit der betroffenen Aussage einer Hallenmitarbeiterin, die für mehr Gäste hat eindecken lassen. DAS sind wohl die Dinge, die zählen.

Mit den Realitäten einer Rede des AfD-Landessprechers hätte man die Leser des Blatts ihrer Ansicht nach möglicherweise zu sehr verwirrt: Keine Hetze, keine Parolen, kein Populismus. Stattdessen glasklare Analysen und vernunftorientierte Lösungsvorschläge.

Wir vermuten allerdings, dass die Leser mit Realitäten sehr gut umgehen können. Wenn man sie ihnen denn nicht verzweifelt versucht, vorzuenthalten. Mal schauen, wie lange das noch „gut“ geht.