Eigentlich sollte es nur eine kleine, feine parteiinterne Veranstaltung werden, der nunmehr zweite „Politische Aschermittwoch“ des Kreisverbands Rheinisch-Bergischer Kreis im Rathaus zu Bensberg. Am Ende wurde es eine glänzende Vorstellung mit herausragenden Akteuren. Aber der Reihe nach.
Angekündigt war kein Geringerer als NRW-Landeschef Marcus Pretzell. Im Vorfeld kolportiert wurde darüber hinaus ein Überraschungsgast – der dann tatsächlich auftauchte in personam Albrecht Glaser, seines Zeichens stv. Bundesvorstandssprecher und Kandidat für die Wahl des Bundespräsidenten 2017.
In seiner Rede schlug er einen kurzweiligen und sehr anspruchsvollen, in weiten Teilen aber durchaus vergnüglichen Bogen von den punischen Kriegen über Philosophie, amerikanische und europäische Geschichte, CO², Kant und den Islam. „Nachdem die kulturgebende christlichen Religion an Bedeutung verloren hat, werden zunehmend politische Fragen zur Religion erhoben. Derweil der Islam Religion als politisches Instrument missbraucht.“
Für große Heiterkeit sorgte Glasers Präsentation alter Wahlplakate der Systemparteien, die noch vor wenigen Jahren all das versprachen, was die AfD heute fordert und wofür sie von eben jenen angefeindet wird.
Nach dem gut einstündigen Vortrag stand den etwas mehr als 100 geladenen Gästen ein Buffet mit Spezialitäten aus der Region zur Verfügung und – der zweite Überraschungsgast des Abends: Die Bundesvorsitzende der AfD, Dr. Frauke Petry, war direkt von ihrem Auftritt beim „Politischen Aschermittwoch“ im bayerischen Osterhofen gekommen, um den Vortrag Ihres Ehemannes nicht zu verpassen.
Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Marcus Pretzell fesselte seine Zuhörer nicht nur durch seine, wie immer in freier Rede vorgetragenen, pointierten Spitzen, die kaum einen der noch regierenden Politiker verschonten, er ließ auch keinen Zweifel daran, dass mit der AfD keinerlei Kompromisse möglich sein werden. Diese Botschaft ging sowohl an die CDU als auch an die Adresse des neuen SPD-Barden und seiner Flötistin in NRW.
Und so hörte man auch keine Büttenrede, sondern eine zwar humorige, aber schonungslose Abrechnung und Kampfansage an die selbsternannten Eliten und ihre Machenschaften.
Obwohl sie politisch mehr und mehr bedeutungslos werden, nahm der NRW-Vorsitzende mit sichtlichem Vergnügen auch die Grünen auf’s Korn, die sich das ganze Jahr über redlich bemüht hatten, einige Dutzend Steilvorlagen für diesen Abend zu liefern. Selbst die FDP hatte sich einige Seitenhiebe verdient, allein beim Wirken der SPD in den vergangenen 12 Monaten blieb den meisten das Lachen doch im Halse stecken.
Am Ende aber gab Marcus Pretzell einen optimistischen Ausblick auf einen spannenden und mit Sicherheit sehr engagierten Wahlkampf der AfD NRW im Superwahljahr 2017. Nach seinem mit großem Applaus bedachten Vortrag stand er noch eine halbe Stunde zusammen mit der Bundesvorsitzenden den neugierigen Fragen von Gästen und Pressevertretern zur Verfügung.
Eine besondere Erwähnung wert ist der Einsatz der WDR-Reporterin Daniela Müllenborn, die die Vorträge mit einem zur Saaldecke gestreckten Mikrofon aufzeichnete und damit eine beeindruckende sportliche Leistung absovierte. Belohnt wurde sie immerhin mit launigen Interviews der exklusiven Gäste.
Der Abend endete nach 22:00 Uhr mit dem Versprechen, auch im nächsten Jahr an gleicher Stelle den „Politischen Aschermittwoch“ abzuhalten. Marcus Pretzell dankte den Gastgebern, Prof. Dr. Koch und Thomas Kunze vom KV Rhein-Berg und Moderator Dr. Uwe Höller, für eine hervorragend organisierte Veranstaltung, an der alle Beteiligten viel Spaß hatten.
Fotos: Wolfgang Truckenbrodt (Mango Images / Archiv für politische Fotografie)