Die kommunale Arbeit im Rat hat begonnen mit Eingaben, Reden, Pressegesprächen – doch das große Medien-Echo lässt noch auf sich warten. Das ist normal, es dauert stets etwas, bis man sich ein ausreichendes Standing erworben hat. Und die Medien suchen das Besondere. Solches hat uns in Bonn leider der Zufall beschert – oder war es doch kein Zufall?
Zum 70. Jahrestag des Attentats vom 20.7.1944 auf Hitler hatte die Stadt Bonn auf Antrag der SPD-Bezirksfraktion die Straßenschilder im „Widerstandsviertel“ mit den Erläuterungen zu den Widerständlern erneuert bzw. gereinigt. Und die SPD-Politiker lobten die vom SPD-OB geführte Stadtverwaltung dafür, was die Presse passenderweise auch berichtete. Peinlich war nur, dass niemand hingeschaut und gesehen hatte, dass alle Schilder nahezu jeden denkbaren Fehler enthielten. Bei einer Radtour, die ich gerne mal durch verschiedene Stadteile mache, war mir das aufgefallen.
Ossietzky sei ein Parzifist, Goerdeler und die anderen alle seien Wiederstandskämpfer gewesen, sie waren im KZ. (falsch mit Punkt), Professor Kurt Huber war ein Kathol. Philosoph (statt kath. und Psychologe), Johanna Kirchner ein Sozialist. Im übrigen waren die Zeichensetzung sowie die Groß- und Kleinschreibung mal richtig, mal falsch. Nahezu kein Schild war fehlerfrei. Da schämte man sich für die Stadt, wie mit diesen Helden Deutschlands im 20. Jahrhundert umgegangen wurede. Ganz abgesehen davon, dass man für die Widerständler, deren Erinnerung als deutsche Helden des 20. Jahrhunderts hoch zu halten ist, nicht wie für Petra Kelly zentralere Straßen gefunden hat.
Als neuer Stadtverordneter im Rat der Stadt Bonn fragte ich: Wer in der Verwaltung hat das so beauftragt, kontrolliert und abgenommen? Wissen die Verantwortlichen in der Verwaltung nicht mehr, was ihre Mitarbeiter können und nicht können, was sie wem delegieren können, was sie kontrollieren müssen? Wahrscheinlich eine Panne, hoffentlich kein strukturelles Versagen in der Verwaltung. Ein Versagen unserer Bildungspolitik zeigte sich hier auf jeden Fall.
Die Lokalzeitung berichtete natürlich, und dann kamen auch Fernsehen (hier zum SAT1-Beitrag) und Boulevard-Zeitung – bad news are good news – leider. Die Schilder wurden immerhin blitzschnell wieder abmontiert.
Hans Friedrich Rosendahl
Vorsitzender der AfD-Stadtratsfraktion Bonn