Die Deutschen und ihr Selbstwertgefühl
Von Dr. Hermann Behrendt, stv. Sprecher der AFD NRW
Vor wenigen Tagen ging eine Meldung durch die Medien (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/frankreich-strategie-das-saarland-soll-zweisprachig-werden-12762333.html ), die zu Unrecht wenig Beachtung gefunden hat. Da wurde berichtet, dass die Regierungskoalition von CDU und SPD im Saarland bis 2043 Französisch als zweite Verkehrs- und Umgangssprache etablieren will. Zu diesem Zweck sollen u.a. in der Hälfte der saarländischen Kitas Französisch sprechende Fachkräfte für Bilingualität sorgen. In der Grundschule wird flächendeckend Französisch als Unterrichtsfach vorgesehen. Französischkenntnisse sollen ein Einstellungskriterium für den öffentlichen Dienst werden.
Die CDU-Regierungschefin und ihre SPD-Stellvertreterin glauben mit diesem Programm einen Coup gelandet zu haben. Die Frankreich-Kompetenz soll Alleinstellungsmerkmal dieses kleinen Bundeslandes werden.
Wenn der saarländische Weg richtig wäre, dann müßte man konsequent folgern: In NRW führen wir Holländisch als weitere Verkehrssprache ein, in Bayern das Tschechische, in Brandenburg kommt neben Deutsch dann Polnisch zum Zuge. Nur die armen Hessen grenzen bloß an andere deutschsprachige Gebiete. Wie wäre es deshalb mit Japanisch oder Chinesisch als Zweitsprache?
Fremde Sprachen zu beherrschen ist Teil des bürgerlichen Bildungsideals. Und wenn Sprachkenntnisse sich nicht nur auf das unvermeidliche Englisch beziehen, sondern auch andere Weltsprachen betreffen, umso besser. Also nichts gegen das Erlernen von Fremdsprachen, einschließlich des für die europäische Kultur so wichtigen Französisch. Aber Französisch als Verkehrs- und Umgangssprache in einem deutschen Bundesland? Ein vergleichbarer Vorgang wäre in keinem anderen Land der Welt vorstellbar. Ein solcher staatlicher Plan ist ein typisch deutsches Phänomen.
Wir reden wohlgemerkt nicht von einer geschichtlich gewachsenen gemischtsprachlichen Bevölkerung. Es gibt eine dänischsprachige Minderheit in Nordschleswig. Es gibt die Sorben in Brandenburg. Wenn dort der Staat Mehrsprachigkeit fördert, geschieht das zur Wahrung der Identität der betreffenden Bevölkerungsgruppen. Im Saarland gibt es aber keine Französisch sprechende Minderheit. Die zweite Verkehrs- und Umgangssprache soll der deutschen Bevölkerung übergestülpt werden.
Dass das ganze Projekt so wenig Diskussion ausgelöst hat, liegt an mehreren Gründen. Zum einen ist vielen Deutschen nicht mehr bewußt, dass unsere Sprache unser wertvollstes Kulturgut ist. Die Sprache und das gemeinsame geschichtliche Erbe machen unsere Identität aus. Mit beidem wird Schindluder getrieben. Deutsch hat oft gerade bei denen, die beruflich mit der Sprache umgehen, kein besonderes Ansehen. Wer seine Texte aufmotzen will, spickt sie mit völlig überflüssigen englischen Brocken. Zum anderen mangelt es uns Deutschen an Selbstwertgefühl. Die neuere Geschichte muß dafür als Begründung herhalten, auch wenn die Ereignisse inzwischen drei Generationen zurückliegen. Der freiwillige, von einer Landesregierung verordnete Rückzug der deutschen Sprache und die Einführung des Französischen als gleichberechtigte Verkehrs- und Umgangssprache wäre ein beispielloser Kulminationspunkt dieser fatalen Entwicklung.
Diejenigen, die ihr nationales Selbstwertgefühl verloren haben, wird die Kritik an den Plänen der saarländischen Landesregierung kalt lassen. Ich möchte deshalb noch einen Gesichtspunkt der reinen Praktikabilität erwähnen: Die Hälfte aller heute in Deutschland geborenen Kinder hat einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Viele von ihnen haben wegen Defiziten bei den Deutschkenntnissen größte Schwierigkeiten, im ersten Schuljahr überhaupt dem Unterricht zu folgen. Gutwillige verlangen deshalb für Kinder aus Migrantenfamilien einen obligatorischen Kita-Besuch oder eine Vorschule, um deren Chancen auf eine erfolgreiche Schulbildung zu erhöhen. Und dann soll in Kita und Grundschule zusätzlich eine Zweitsprachigkeit mit Französisch praktiziert werden?
Hat man eigentlich die Saarbevölkerung gefragt, ob sie das alles will? Müßten wir nicht als Deutsche in anderen Bundesländern ein Wörtchen mitreden dürfen, wenn es um so gravierende Entscheidungen von nationalem Belang geht? Gegen eine große Koalition in Saarbrücken oder Berlin kommt man sicherlich nur schwer an. Es wird Zeit für Alternativen!